Klaus Schröder Miniaturen Skulpturen/Wandobjekte
Die Anregung zu diesen Werkreihen, die ich in diesem Katalog zeige, bekam ich schon vor vielen Jahren.
Es war Ilske Konnertz, damals Mitarbeiterin und Kunsthistorikerin der Galerie Epikur in Wuppertal, die mich auf Zusammenhänge meiner künstlerischen Arbeit an den sogen. „Tafelobjekten“ mit der japanischen Ästhetik hinwies.
Diese Wandobjekte strahlten eine meditative Ruhe aus, maßgeblich hervorgerufen durch Schlichtheit und reduzierte Farbigkeit.
Es gab keine kompositorischen Spielereien, sondern ein bewusst sich wiederholendes konstruktives Gefüge von Zu- und Anordnungen, eine betonte Mittelachse und eine symmetrisch vielschichtige Ordnung der Seitenteile.
Wichtig waren Schattenfugen und Kontraste.
Insgesamt ergab sich eine Dynamik, die nicht emotional expressiv wirkte, sondern kontemplativ empfindsam.
Die Wandobjekte, die in diesem Katalog abgebildet sind, stammen überwiegend aus dieser Zeit. Allerdings wurden sie von mir kürzlich noch einmal überarbeitet.
Lange Zeit gelang es mir nicht zufriedenstellend, diesen Charakter auf die Arbeit an meinen Skulpturen zu übertragen.
Erst in jüngster Zeit wurde ich wieder verstärkt aufmerksam gemacht für einen Aspekt der japanischen Ästhetik, dem Wabi Sabi.
Bei dieser ästhetischen Auffassung wird besonders Einfachheit und Schlichtheit wertgeschätzt.
Dies lässt sich keineswegs auf Formeln und Schlagworte reduzieren.
Das würde sein eigentliches Wesen zerstören, das eher eine zerbrechliche, fragile, oft auch eine auf den ersten Blick verdeckte ästhetische Vorstellungswelt beinhaltet.
Es sind im Gestalterischen schwer fassbare und definierbare Eigenschaften bei dem für diese Gestaltung typischen ersten Eindruck des Unvollkommenen, Unfertigen.
Lt. der Wabi Sabi Auffassung wird das „Perfekte im Unperfekten“ angestrebt.
Man kann dies als einen Gegenentwurf zu allem Perfekt-Schönen begreifen, das im Gegensatz zum Ansatz des Wabi Sabi regelrecht „Laut“ und „Aufdringlich“ wirkt.
Die stille Anmut eines Gegenstandes, einer Skulptur unter dem Einfluss des Bewusstseins für Wabi Sabi offenbart sich meist erst dem geduldigen Blick.
Dabei kann u.a. Größe in den unscheinbaren und leicht übersehbaren Details erfahren werden.
Schönheit tritt hier als ein dynamisches Geschehen auf, indem sie sich z.B. aus Schlichtheit, unauffälligem Äußeren oder gar Hässlichem hervorlocken lässt.
Damit ist Schönheit ein veränderlicher Bewusstseinszustand, ein besonderer Moment der Poesie und Anmut:
„Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie“
Klaus Schröder Witten, August´23